3D-Laserscan verbindet Realität mit der virtuellen Welt
Salomon Hochbau; Scan³ https://www.scanhoch3.de/Ende 2017 war ich verärgert. Nun, das kommt schon mal vor. Aber dieses mal hat es mich auch richtig Geld gekostet. Was war passiert: Mein Unternehmen „SALOMON Hochbau Zimmerei Sägewerk“ mit 6 Mitarbeitern hatte den Auftrag, ein mittelgroßes Gebäude komplett zu sanieren. Das beinhaltete auch einen umfassenden Rückbau und Auskofferung im Inneren des Gebäudes.
Wie so oft in der realen Welt waren die vorhanden Zeichnungen des Altbestandes eher kümmerlich und wie sich später herausstellte, auch nicht korrekt. Trotz Anzeige von Mehrmengen beriefen sich Bauherr und sein Architekt auf die Ausschreibung und verweigerten mir die Zahlung der überschüssigen Mengen. Alles Diskutieren half nicht. Ich hatte mich auf die Ausschreibungsunterlagen eingelassen und kam mit meinen Argumenten, dass das Gebäude ja größer war, als die Papierlage es ausgab, nicht durch. Ich blieb auf den Zusatzkosten sitzen und war…VERÄRGERT!!!
Nun könnte man sagen: ‚…naja, sowas passiert und reg dich nicht auf.‘ Trotzdem ließ mich der Gedanke nicht los, wie ich es anstellen könnte, mit nicht zu großem Aufwand einen Bestand zu erfassen. Jedes mal vor Baubeginn ein Vermessungsteam auf meine Kosten durchs Gebäude zu schicken, ist nicht wirtschaftlich. Aber was tun? Da las ich von der Möglichkeit des 3D-Laserscans. Moderne Technologie, die mittels Laserstrahl einen Raum komplett erfasst und ihn als Punktwolke darstellt. Das könnte die Lösung sein. Ich hätte eine Bestandsaufnahme der realen Welt, die ich virtuell jederzeit wieder aufrufen könnte.
Einige Recherchen später wusste ich, dass es natürlich nicht so einfach ist, wie es klingt. Deshalb suchte ich mir einen Partner mit Erfahrung im CAD-Bereich und so kam es Mitte 2018 zu der Neugründung der Firma „Scan³“. Wir begannen mit einfachen Scans und schnell wurde uns klar, welches Potenzial im 3D-Laserscan steckt. Plötzlich war es möglich, anhand des Scans auch Grundrisszeichnungen zu erstellen, die tatsächlich das bestehende Gebäude abbilden. Denn seien wir mal ehrlich. Nahezu kein Objekt wird exakt so gebaut, wie es entworfen wurde. Und ganz sicher wird, wenn es erst mal fertig ist, niemand die bestehenden Zeichnungen nochmals mit der Realität abgleichen und aktualisieren. Das bezahlt ja niemand. Das heißt, wenn überhaupt Zeichnungen vorhanden sind, sind sie ganz sicher nicht richtig. Das gilt insbesondere für ältere Gebäude, die über die Zeit häufig diverse Umbauten erfahren haben. Eine Vermessung/Aufnahme mittels Laserscan erfasst tatsächlich jedes Detail. Ich kann das Gebäude sozusagen mit nach Hause nehmen und bei allen folgenden Planungen jederzeit wieder hineinschauen. Ein gewaltiger Vorteil für mein Unternehmen, da wir so (meist teure) Fehler vermeiden.
Aber auch für meine Kunden hat sich einiges geändert und wie ich finde, verbessert. Inzwischen plane ich Umbauten nur noch auf Basis der Scans. Dabei kann ich die Kunden auf die virtuelle Reise durchs alte und neue Gebäude mitnehmen. In Corona-Zeiten hat sich das Online-Meeting etabliert und so zeige ich den Bauherren quasi zu Hause, was angedacht und geplant ist. Der Kunde kann direkt in diesen Prozess eingreifen und ist auf diesem Wege immer auf dem aktuellen Stand. Wir holen den Kunden zu Hause ab, ohne ihn von zu Hause abzuholen. Inzwischen haben sich auch weitere Geschäftsfelder für uns ergeben. Wir können auch an externe Unternehmen Dienstleistungen anbieten. Das reicht von der einfachen Bestandsaufnahme über die Zeichnungserstellung bis hin zur detaillierten Konstruktion und Modellierung. Wir haben ein ganzes Stadtquartier aufgenommen und ein einzelnes noch bestehendes Gebäude virtuell durch einen Neubau ersetzt. So konnten sich alle Beteiligten ein Bild von der Zukunft machen. Dabei sprechen wir zum einen die Zielgruppe der Architekten und Ingenieure, aber auch Industrieunternehmen und private Bauherren an. So kommen wir mit Partnern über diese neue Technologie in Kontakt und bauen Beziehungen auf, die sicherlich den einen oder anderen Auftrag generieren.
Unser Knowhow weist uns als kompetent, zukunftsorientiert und dabei praxisbezogen aus. Natürlich haben wir digital aufgerüstet. Neben einem (nicht ganz billigen) Scanner ist noch einiges an Software und Rechentechnik hinzugekommen. Inzwischen arbeiten wir nahezu komplett digital und drucken eigentlich nur noch für die Genehmigungsplanung und für die Baustelle Zeichnungen aus. In der Zukunft möchten wir die Verknüpfung von Kunden und Bauplanung/-ausführung vorantreiben und so einen Mehrwert für unsere Kunden generieren, indem diese jederzeit über den aktuellen Projektstand informiert sind. Das wird uns einen großen Vorteil in der Kundenakquise verschaffen und wahrscheinlich in fernerer Zukunft Standard in der Branche werden. Dabei sind wir mit einem Vorsprung im Rennen.
Allerdings ist uns klar, dass es gilt, diesen Vorsprung zu halten. Soll heißen, uns wird die Arbeit an diesem Thema nicht ausgehen.
Die Ideen aber auch nicht.